ESL One Frankfurt 2015 – Virtueller Sport, echte Fans
Lange habe ich überlegt wie ich diesen Bericht aufbauen soll. Trockene Berichterstattung? Nicht, dass E-sports mittlerweile nicht die Größe erreicht hätte um einem gewissen Medieninteresse würdig zu sein, vor allem da die ESL One eines der größten Dota 2 Turniere der Welt ist, aber hier befand ich mich im Zwiespalt:
“Es ist hart die Linie zwischen Berichterstattung und Erfahrungsbericht zu ziehen, wenn man selbst ein Fan ist.”
Und als ich dann am Ende zwischen tausenden Fans stand, die allesamt den Namen des Gewinnerteams brüllten, Standing Ovations gaben und das Stadion mit einer Lautstärke füllten die sich hinter keinem Fußballspiel verstecken muss war mir ziemlich schnell klar auf welcher Seite der Linie ich in diesem Fall stehe.
Aber erst einmal alles auf Anfang
Es ist Samstag, 20. Juni 2015 und der Wecker klingelt um 6:45 Uhr – Für einen 89er wie mich eine eher unorthodoxe Zeit zum Aufstehen. Und auch wenn die Nacht unruhig war fällt mir das Aufstehen nicht schwer, denn die Vorfreude zum ersten mal bei einem e-sports Event dabei zu sein und erfahren zu können wie es sich live anfühlt ist größer.
Schnell also Kamera, Stativ und die Tickets eingepackt, danach hieß es dann nur noch warten bis meine Freundin Franzi zufrieden genug mit ihrem Haar war um aus dem Haus zu gehen und dann konnte es auch schon losgehen. Auf dem Weg zum Bahnhof kam mir die Erkenntnis dass, in Anbetracht des Equipments, eine Investition in ein paar neue Turnschuhe sicherlich lohnenswert gewesen wäre – immerhin war das Event von 9:00-23:00 Uhr angesetzt, und für gute Aufnahmen und ordentlich durchblutete Beine ist das gelegentliche wechseln der Position unabdingbar.
Da wir nicht weit außerhalb Frankfurts wohnen war die Fahrt recht kurz, ab dem Frankfurter Hauptbahnhof platzte der Zug dann beinahe aus allen Nähten. Aus den Gesprächen um uns herum ließ sich schnell schlussfolgern, dass wir bei weitem nicht die einzigen waren, welche bei der Einlasseröffnung dabei sein wollten, was der Strom aus Menschen, welcher sich aus der S-Bahn bei der Haltestelle Stadion ergoss und Richtung Eingang floss, bestätigte.
Das Gesprächsthema war so gut wie überall das gleiche: Dota
Eine Gruppe Deutscher sinnierte über einen potentiellen Techie Pick, während eine andere angeregt in englisch über EG und Sumails Storm Spirit diskutierten. Auch wenn Frauen nicht ganz mit der Nadel im Heuhaufen gleichzusetzen waren überwog der Anteil der männlichen Besucher deutlich. Grob geschätzt am Aussehen der jungen Männer würde ich das Durchschnittsalter irgendwo zwischen 20 und 30 einordnen, selten fielen mir Gesichter auf die deutlich jünger oder älter erschienen.
Trotz offiziell angesetztem Einlass um 9:00 Uhr ließ die tatsächliche Öffnung der Tore jedoch eine Weile auf sich warten, während die Menschenmenge davor immer größer wurde. Amüsiert mussten einige der Wartenden schmunzeln, als jemand neben uns eine Tüte getrockneter Mangoscheiben hochhielt und…
“Braucht wer Mana? Hier gibt’s Mangos!”
…rief. Das Wetter war relativ kühl und zügig, die allgemeine Stimmung jedoch sichtlich positiv und entspannt.
Nach Öffnung der Tore zum Gelände der Commerzbankarena und der Durchsuchung sämtlicher Rücksäcke und Taschen trottete die Menge den Toren des Stadions selbst entgegen. Auf dem Weg dorthin bereits die ersten Stände, welche diverses Gebäck anboten, und beim Anblick der Preise fiel mir beinahe die Kinnlade herunter. Drei Euro für eine Laugenbrezel? Was würde man dann erst für andere Speisen bezahlen? Glücklicherweise verwarf sich die Sorge um exorbitante Preise später, ein Schnitzelbrötchen kostete beispielsweise vier Euro, wenn man nicht gerade ein Premium Ticket hatte und kostenlos mit Essen und Getränken versorgt wurde. Nicht, dass vier Euro für ein Schnitzelbrötchen in meiner kleinen und heilen Welt nicht auch noch überteuert ist, aber wer öfter einmal öffentliche Veranstaltungen besucht und seinen Hunger vor Ort stillen will hat sicherlich schon wesentlich schlimmeres gesehen.
Der Eintitt ins Stadion selbst verlief ebenfalls reibungslos, so wie eigentlich das gesamte Event, weswegen die Erwähnung eines reibungslosen Verlaufs relativ unnötig ist. Sofort stürzte sich die Menge auf die hinter der Bühne aufgebauten Zelte, in denen einige Aussteller wie Nvidia, sowie ein Merchandise-Shop und diverse andere Ablenkungen ihre Stände aufgebaut haben.
Ein Ballonkünstler fertigte auf Anfrage von Besuchern Ballonfiguren an, unabhängig davon ob es einen Bezug zu Dota gab oder nicht. Ich muss zugeben dieser Idee gegenüber, als sie im Vorfeld vorgestellt wurde, skeptisch gewesen zu sein, aber als sich die Schlange vor seinem kleinen Stand schnell vergrößerte und immer mehr Fans ihre eigene kleine Ballonfigur mit nach Hause nehmen wollten ließ ich mich gerne eines Besseren belehren und gebe zu, dass einige der Figuren wirklich niedlich waren.
Direkt nebenan hatte Corinna Lenzen, Betreiberin eines Makeup und Bodypainting Salons ihren Stand aufgeschlagen und sprayte Interessenten Airbrush-Tattoos mit dem Zeichen ihres Lieblingsteams auf die Haut. Nachdem wir am ersten Tag dutzende von Leuten mit dem Wappen ihrer Favoriten auf der Haut gesehen haben konnten wir auch nicht Widerstehen, und so gab es das Symbol von VG auf Franzis linke, sowie das von Secret auf meine rechte Wange. „Ich bin so froh, dass endlich mal jemand etwas anderes wählt,“ erzählt Corinna, als sie die Schablone an Franzis Gesicht hält. „Die meisten wählen Secret.“ Wie sie uns mitteilt ist sie selbst auch Fan und hofft später noch etwas Zeit zu finden um selbst ein wenig zuschauen zu können.
Im zweiten Zelt fand sich der Merchandise Shop, an dem der Andrang so gigantisch war, dass die Arbeiter hinter dem Tresen sichtlich unter Druck standen. Die Preise waren teilweise angemessen, teilweise ziemlich happig. Dennoch konnte ich es mir nicht verkneifen später, als die Schlange kleiner wurde, eine Aperture Science Kaffetasse für 12€ zu gönnen. Fehlen nur noch Autogramme von Ellen McLain und Gabe Newell darauf. Nein, eigentlich fehlt dann noch eine zweite Tasse mit ebenfalls diesen Autogrammen, damit ich eine davon in die Vitrine stellen und irgendwann meinen Enkeln davon erzählen kann wie die Sprecherin des genialsten Videospielcharakters aller Zeiten und unser dann gütiger Weltherrscher sich die Zeit nahmen um diese Tasse zu unterzeichnen.
Aber nun gut, ich drifte ab.
Nachdem wir alle Stände angesehen und ein paar Aufnahmen von der sich füllenden Halle machten wurde es Zeit sich einen Sitzplatz zu suchen. Unser Augenmerk fiel dabei auf die blauen Tische auf den oberen Rängen, welche sich auch im nachhinein für mich als die besten Sitze des Events erwiesen – die Sicht auf den direkt davor liegenden Großbildschirm war perfekt und der Tisch bot mehr als genug Platz unser Gepäck darauf oder darunter zu verstauen. Warum nicht mehr Leute auf diese Sitze aufmerksam wurden ist mir ein Rätsel.
Die Fans im Stadion bewiesen während der ersten beiden Spiele, bei denen Alliance Virtus Pro zwei zu null unterlag, dass auch das anstarren einer großen Übertragungswand, welche sich gegenseitig bekämpfende Zauberer und Krieger zeigt, für große Emotionen und gewaltig Stimmung sorgen kann. Anfeindungen unter Fans gab es, im Gegensatz zu Sportarten wie Fußball, jedoch keine. Für einen guten Spielzug, egal von welchem Team, gab es Applaus, ebenso wie für das Siegerteam. Auch wenn so gut wie jeder Zuschauer sicherlich einem persönlichen Favoriten zujubelte freute man sich auch wenn es einfach nur gutes Dota zu sehen gab.
Die Freundlichkeit der Menschen vor Ort war übrigens bemerkenswert, sowohl vom Personal als auch den Zuschauern. Die Kontrolleure lächelten freundlich zurück wenn man sie anlächelte und gaben bereitwillig Wegauskünfte. Selbst ein Türsteher zum Premium Bereich, mit dem wir später ins Gespräch kam, verhielt sich trotz seiner persönlichen Abneigung gegenüber esport respektvoll und höflich gegenüber den Teilnehmern und erwiderte nur all zu gerne kleine Witzchen.
Auch eine Gruppe Russen, die ihren arg betrunkenen Freund wegschaffen mussten als er sich hinter uns übergab, stellte sich trotz des offenbar in Mengen geflossenen Biers als sehr höflich heraus: Nachdem wir den Sitzplatz wechselten kämpfte einer von ihnen sich noch einmal zu uns durch und entschuldigte sich mehrfach für seinen Freund, der zu tief ins Glas geguckt hatte.
Interessant wurde das Ganze jedoch erst so richtig, als wir uns nach der Niederlage von Alliance ein wenig die Beine vertraten und meine Freundin mich auf den Medieneingang aufmerksam machte, vor dem ein Mann mit einem Karton stand, in dem noch jede Menge Presseausweise zu sehen waren.
Zur Erklärung: Aufgrund der Größe von Coopgames wurde unsere Anfrage nach Pressetickets abgelehnt, stattdessen ließ man uns aber zwei kostenlose Wochenendtickets zukommen. Nun, vor diesem Eingang stehend dachte ich mir „Was soll’s“, ging auf das dort stehende Personal zu und fragte ob es noch eine Möglichkeit gäbe zwei dieser Tickets zu erhalten.
Andre, so der Name des jungen Mannes mit dem ich mich unterhielt sagte mir, er könne diese Entscheidung nicht treffen, würde aber einmal seinen Chef fragen, also mögen wir doch in 1-2 Stunden noch einmal vorbei kommen. Skeptiker der ich nun einmal bin machte ich mir keine all zu großen Hoffnungen, und so bezogen wir wieder unsere Plätze die ein paar andere Fans freundlicherweise für uns freigehalten haben.
Nach einem langen und erbittertem Spiel zwischen EG und Vici Gaming, aus welchem EG als Sieger hervorging und somit 1-0 in Führung ging machten wir uns wieder die vielen Treppen auf den Weg nach unten um nachzufragen was Andres Chef denn so zu sagen hatte. Wortlos winkte er mich und Franzi zu sich herüber, nahm eine Liste hervor und fragte trocken: „Name?“.
Ein kurzer Blick zu meiner Freundin, deren Blick mit dem gleichen Maß an Überraschung gefüllt war wie es meiner gewesen sein muss, die wir uns aber nicht anmerken lassen wollten (man muss ein gewisses Maß an Professionalität und Abgebrühtheit zumindest vortäuschen), und kurze Zeit später erhielten wir schwarze Armbändchen sowie eine Pressekarte, die uns Zutritt zur Premium als auch der VIP Area verschaffte, was wir aber erst herausfinden sollten nachdem wir zugegebenermaßen etwas verloren die neue Welt die sich uns eröffnet hatte durchstreiften.
Selbstverständlich nutzen wir die neuen Perspektiven des Premiumbereiches für einige weitere Aufnahmen bevor wir uns am Schalter erkundigten welche Bereiche für uns nun eigentlich zugänglich waren. Stuart, ein junger Asiate und Mitarbeiter der ESL führte uns dann letztendlich in die VIP-Lounge und machte uns mit Christopher Flato, PR Manager der ESL bekannt. In dem über 45 Minuten langen Gespräch, indem er sich als Starcraft Fan und derjenige entpuppte der unsere ursprüngliche Anfrage abgelehnt hatte war ich einmal mehr überrascht wie locker und unbefangen der Umgang selbst mit solch hochrangigen Personen ist. Christopher, ein gepflegter junger Mann mit einem frechen, jugendlichen Grinsen führte uns anschließend sogar noch selbst ein wenig herum verließ uns dann letztendlich aber als er einen Reporter der Zeit, mit dem ich mich auch noch kurz unterhalten sollte, zu einem Interview mit KuroKy, einem deutschen Spieler aus dem Team Secret geleitete. Es sollte aber nicht das letzte Mal sein das wir Christopher trafen oder mit ihm sprachen. Am laufenden Band liefen wir uns über den Weg und ich bin überzeugt, er muss Frodo den Ring abgenommen und ihm ein Duplikat untergejubelt haben, denn während Franzi und ich nach über 13 Stunden im Stadion und ständigem umhergehusche immer öfter Platz nahmen und einfach eine Runde Dota genossen, sah Christopher nicht aus als ließe er sich von trivialen Dingen wie einem 16-Stunden-Arbeitstags seine gute Laune und sein verschmitztes Grinsen nehmen.
Der einzige Nachteil den diese neue Welt nun hatte war, dass wir eine ganze Reihe von Spielen verpassten oder nur teilweise mitbekamen. Also nahmen wir uns für das letzte Spiel des Abends, in welchem die Fans tosenden Applaus gaben als Team Secret Techies gegen Fnatic pickte die Zeit und setzen uns in die Premium Area um diese Atmosphäre noch einmal live aufsaugen zu können.
Dabei fiel uns dann auch der einzige Kritikpunkt am ganze Event auf, der dazu führte das wir die Premium-Area am nächsten Tag mieden: Da die Zuschauer hier kostenlos mit Essen und Getränken versorgt wurden, war dieser Bereich stellenweise so sehr mit Papptellern und Bierpfützen verunreinigt, dass manche Plätze komplett gemieden wurden.
“Das ist nun mal das Problem mit Freibier”
…erklärte Christopher am nächsten Tag, als wir ihm mal wieder über den Weg liefen. „Wenn es was kostenlos gibt passt man nicht so darauf auf als wenn das Bier auch nur 50 Cent kostet, denn statt sich von den nächsten 50 Cent seinen Becher nach dem Verschütten wieder auffüllen zu lassen könnte man ja ’nen zweiten bekommen.“.
Es war 23:30 Uhr als wir den Bahnhof erreichten – Über 16 Stunden auf den Beinen, davon 13 Stunden Dota. Wir waren ohnehin die meiste Zeit unterwegs, aber ich kann mir gut vorstellen, dass auch die eingefleischtesten Fans ab und an mal aufstehen und sich eine Pause gönnen müssen, weswegen die kostenlosen Ablenkungen wie Bogenschießen und Bullenreiten sicherlich dankend angenommen wurden.
Dummerweise war der Bahnsteig auf’s heftigste überfüllt und zu allem Überfluss fielen auch noch eine ganze Reihe Züge aus. Nicht unbedingt wünschenswert wenn eine solche Menschenmenge den weichen Betten Zuhause oder in ihren Hotels entgegenfiebert.
Es war 1:30 als wir dann auch endlich ins Bett kamen, wohl wissend das der Wecker seinen grausamen Ruf in gerade einmal fünf Stunden erneut erschallen lassen würde.
Der Morgen des zweiten Tages lief eigentlich genau so ab wie der erste, abgesehen vom früheren Einlass und dem schlechteren Wetter. Besonders die Anzahl der Cosplayer ließ beim leichten Nieselregen nach. Kaum verwunderlich, bei den vielen Aufwendigen Frisuren und/oder Bodypaintings. Im Gegensatz zu den normalen Zuschauern waren die Cosplayer zum größten Teil weiblich und verkörperten typische Favoriten wie Windrunner, Queen of Pain oder Crystal Maiden, aber auch weibliche Versionen von Storm Spirit und Bloodseeker waren zu sehen. Dabei waren die meisten Cosplays enorm Detailreich und wirkten alles andere alles billig und lieblos dahingeklatscht.
Erst an diesem Tag sollten wir uns öfter in der VIP-Lounge aufhalten, die meisten Aufnahmen der jubelnden Menschenmenge und Cosplayer waren ohnehin schon im Kasten. Der dort aufgebaute Fernseher übertrug die Spiele und so saßen wir zwischen anderen Reportern, ESL-Mitarbeiten und sogar Spielern der Teams und schauten den letzten Spielen des Events zu. Wie schon zu Anfang erwähnt ist es schwer den „Fan“ auszuschalten und professionell zu bleiben, weswegen wir, als wir plötzlich zwischen Mitgliedern von IG oder VG saßen nicht anders konnten als ein paar Autogramme und Fotos mitzunehmen. Super und Hao, zwei Spieler des Teams Vici Gaming verstanden zwar kein Wort Englisch, dennoch erklärten auch sie sich lächelnd dazu bereit uns Autogramme zu geben und ein Bild machen zu lassen. Als Franzi sich auf Chinesisch bedankte lächelte Hao so breit, dass er ein bisschen wirkte wie ein kleines Kind unter’m Weihnachtsbaum. Selbstverständlich hatten wir auch die Kommentatoren und Moderatoren des Events fest im Visier, als diese uns über den Weg liefen.
Auch hier war ich sehr überrascht wie nah und freundlich die „Berühmtheiten“ der Dota Szene sind. Bei einem Foto mit Merlini merkte ich an, dass es sehr auffallend sei wie freundlich es hier zugeht. Seine Antwort:
“Of course! The assholes are online,
but on events like this you only meet true fans.”
(Natürlich! Die Arschlöcher bleiben online, aber auf solchen Veranstaltungen trifft man nur wahre Fans.)
Zwischendurch traf ich auch noch einmal auf den Reporter der Zeit, wie es denn komme, dass sich plötzlich eine so große Zeitung für e-sports interessiert. Seiner Antwort nach war e-sports nach wie vor Neuland für „traditionelle“ Medien, aber man könne den steigenden Grad an Aufmerksamkeit den Events wie dieses auf sich ziehen nicht ignorieren.
Auch Michel Friedmann sahen wir bei einem unserer Streifzüge durch die Arena. Er befand sich gerade im Gespräch mit Soe, einer sehr beliebten Moderatorin die bei nahezu jedem größeren Event dabei ist. Leider konnte ich nicht viel von ihrer Unterhaltung verstehen, bin aber sehr gespannt darauf wie dieser Bericht von N24 letztendlich aufgebaut sein wird und ob man es endlich schafft das Klischee des „stinkenden Zockers“ und „Kellerkindes“ nicht weiter zu verbreiten.
Natürlich konnten wir es uns auch nicht nehmen lassen ein Bild mit Soe zu machen, die sogar für die Verhältnisse dieses Events noch einmal herausstach: Als meine Freundin sich mit ihrer weißen Kuscheljacke näherte und um ein Foto bat kam Soe auf sie zu, streichelte begeistert ihre Arme und sagte:
“Du bist ja so weich! Ist es penetrant wenn ich dich streichle?”
Was darauf entstand war wohl eines der besten Fotos des Events. Vielleicht sollte ich das nächste mal auch so eine Jacke anziehen?
Der Rest des Tages verlief dann für uns eher entspannt. So entspannt, dass wir beide sogar kurzzeitig in der VIP-Lounge einschliefen, auch trotz stetiger Versorgung mit Energy Drinks. Lediglich für das große Finale mussten wir natürlich noch einmal raus und die Fanreaktionen aufnehmen. Und wie in der Eröffnung schon geschrieben halten die mit ihren Emotionen nicht weniger hinterm Berg als Fans von Fußball oder anderen Sportarten.
Und dann war alles auch ganz schnell vorbei. Secret entschied das Finale nach einer ursprünglichen Niederlage in den kommenden drei Spielen 3-1 für sich, dennoch schenkten sich die beiden Teams nichts. Im Nachhinein waren sich die Fans einig, so hochkarätiges Dota haben sie lange nicht mehr gesehen. Das Gewinnerteam trat vor, jeder hielt einmal den Pokal unter tosendem Beifall in die Höhe, dann trabten sie auch schon wieder gemächlich zurück in ihre Kabinen.
Wie ich später feststellen sollte als ich meinen geschwollenen und blau angelaufenen Fuß sah hätte ich statt Halb- lieber Turnschuhe anziehen sollen. Auf dem Weg zum Bahnhof bemerkten zwei Briten meinen ungleichen Gang und boten an beim Tragen zu helfen. Mein männlicher stolz ließ dies selbstverständlich nicht zu, dennoch kamen wir ins Gespräch und zeigten uns gegenseitig einige Bilder des Events. Und bei allen Göttern, als einer von ihnen mir ein Bild zeigte auf dem er seinen Arm um TobiWan legte, der ihm lachend einen Kuss auf die Wange gab machte ich es mir zur Lebensaufgabe ebenfalls so ein Foto zu ergattern.
Um das Wochenende zusammen zu fassen kann ich nur einen Teil unserer Unterhaltung wiedergeben. „You look really tired, but did you actually enjoy the event nonetheless?“ (Du siehst wirklich erschöpft aus, aber konntest du das Event dennoch genießen?) Meine Antwort:
“If they would call me now and say: ‚Hey! Next ESL tomorrow, are you in?‘
I would answer: ‚Fuck yeah!’”
(Wenn sie mich anrufen und sagen würden: Nächste ESL ist morgen, bist du dabei?,
dann würde ich antworten: Verdammt noch mal ja!)
Kai Reh