Die DLC-Problematik
Normalerweise bin ich ein unverbesserlicher Strahlemann der stets ein Lächeln auf den Lippen trägt und darum bemüht ist immer das beste im Menschen zu sehen und der Welt und allen Dingen darin etwas positives abzugewinnen, doch manchmal gibt es Dinge bei denen mich diese Charaktereigenschaften verlassen und ich dazu tendiere zu einem eher unangenehmen Zeitgenossen zu werden der nicht anders kann als dem gemeinen Pöbel einen Hauch von gesundem Menschenverstand nahe zu bringen.
Zugegeben, das war gelogen, denn ich bin ein zynischer Misanthrop, der über viele Dinge die in der Welt passieren abwechselnd entweder den Kopf schüttle oder in eine verdammte Tischplatte beißen will um ein Stück aus dieser heraus zu reißen, es zu zerkauen und die Splitter anschließend Intelligenzallergikern ins Gesicht zu spucken, ähnlich wie es Zeichentrickcharaktere in den Neunzigern mit Wassermelonenkernen getan haben.
Nun gibt es sicherlich einige die sich fragen woher diese Menge an „negativen Vibes“ kommt die sich hier angestaut hat, woraufhin meine Antwort lautet: Schalt mal die Nachrichten ein und informiere dich.
Dabei tut es nichts zur Sache ob du interessiert an Weltgeschehen oder Politik bist, es reicht wenn du weißt das irgendwo immer Krieg oder ein anderer Zustand herrscht welcher die Lebenssituation der dortigen Anwohner nicht unbedingt zum Positiven verändert.
Aber das hier ist eine Seite über Videospiele, und keine Sorge meine lieben Kinderlein, auch in diesem Bereich gibt es mehr als genug Ziele auf die man seinen gebündelten Hass in rechtschaffender Genugtuung konzentrieren kann.
Wo soll man anfangen?
Freilich gibt es zu nahezu jedem Thema schon irgendwen der darüber geredet hat, besonders im Hinblick auf große Konzerne wie EA, Ubisoft oder Square Enix. Auch generelle Probleme wie Online-Pässe, DRM oder DLC’s wurden schon oft diskutiert, aber reicht das?
Schlicht und ergreifend: Nein. Denn solange Situationen bestehen die Kontroversen auslösen ist es die verdammte Pflicht eines jeden einzelnen sein Maul aufzureißen und diese anzusprechen, statt sich ihnen kleinlaut hinzugeben bis es zur Normalität wird, denn ansonsten werden Dinge wie On-Disc- und Day-One-DLC’s genau das: Verdammte Normalität.
Während ich DLC’s in sich nicht kritisiere, da ich die Idee ein Spiel welches mir gefällt mit weiteren Inhalten zu versorgen um mir über das Grundspiel hinaus einige vergnügliche Stunden zu bereiten, gut finde, ist aus der DLC-Politik nahezu aller großen Publisher mittlerweile ein Monster herangewachsen. Und ich rede hier nicht von der Art Monster aus der Sesamstraße oder einem glibberigen Etwas welches zur Freude seiner Zielgruppe die Körperöffnungen meist unschuldiger Anime-Mädchen mit zahllosen Tentakeln traktiert, sondern eher die Sorte Monster welche dir bei lebendigem Leib die Bauchdecke aufreißt und deine Eingeweide wie eine riesige Spaghetti aufschlürft.
Denn genau das sind DLC’s heute: Ein Mittel welches Publisher anwenden um den Endverbraucher auszusaugen und etwas mehr Kohle zu scheffeln, was im Hinblick auf einige gute DLC’s die unter diesem Image leben müssen, wie Beispielsweise die der Dark Souls Reihe, schlicht und ergreifend traurig ist.
Wenn Spiele nicht mehr als Spiele, sondern als Marktplatz für DLC’s designed werden
Gerade im Hinblick auf Evolve kocht die Wut auf diesem Umstand in mir wieder hoch. Man kann vom Gameplay halten was man will, ich persönlich finde es unglaublich unterhaltsam, andere repetitiv und langweilig, unbestritten ist aber, dass ein Spiel, welches mit Pre-Order Boni wirbt bevor es überhaupt offiziell angekündigt wurde oder Gameplay-Videos veröffentlicht hat, mit gemischten Gefühlen aufgenommen werden darf.
Wenn es wenigstens bei dem üblichen „Pre-order jetzt und du bekommst irrelevanten Scheißdreck wie Cosmetics“ geblieben wäre hätte man das ganze ja noch ignorieren können, wie diesen nervigen Kerl der auf jeder Party auftaucht, gegen den zwar niemand etwas an sich hat, aber der immer versucht lustig zu sein und auf seine schlechten Witze Rückmeldung erwartet und es einfach nicht kapiert wenn man ihm mit kalten Schweigen zu verstehen zu geben versucht, dass er lieber die Klappe halten sollte.
Das Problem ist viel mehr der Verkauf von Inhalten für ein fertiges Spiel, welche schon VOR dem fertigen Spiel geplant und auch vor dem Release fertig gestellt wurden. Im Grunde genommen ist dies die gleiche Problematik der On-Disc-DLC’s, wie sie in der Vergangenheit schon oft vorkamen und auch zum Beispiel Destiny nicht unbedingt dabei geholfen haben seinen ohnehin schon miserablen Ruf wieder ins Reine zu bringen.
Kundenfreundlichkeit ist im Bereich der Videospiele ohnehin ein schwindendes Lichtlein, der Versuch allerdings ein Vollpreisspiel zu verkaufen und obendrein für Inhalt, der ab Release zur Verfügung steht noch weiter abzukassieren ist einfach nur ein trauriger Beweis für die Gier der Publisher.
“Spiele müssen fertig auf den Markt kommen”
Entweder ein Spiel ist Free to Play und holt sein Geld über zusätzlichen Content wie weitere Charakterklassen oder auch Cosmetics rein, oder es ist ein Vollpreistitel der, und nun genau aufpassen, denn das ist der wichtigste Part, im Falle seines Erfolges und dem Verlangen der Spieler nach mehr Content mit DLC’s versorgt wird, aber nicht beides.
Wenn ich in die Sushi-Bar gehe und eine Sushi-Platte bestelle will ich alles haben was dazu gehört. Ich will nicht einen Tag vorher reservieren um von einem Teller essen zu dürfen und keinen Season Pass erwerben, um verschiedene Fischsorten in den Reis eingewickelt zu bekommen.
Freilich hinkt der Vergleich mit Nahrungsmitteln und einem Restaurantbesuch ein weniger, aber ich traue jedem Menschen der die Gabe des Lesens besitzt genug Verstand um zu erkennen worauf ich hinaus will. Weil ich aber ein verdammter Zyniker bin bringe ich es noch einmal auf den Punkt: Spiele müssen fertig auf den Markt kommen. Das Konzept muss darauf ausgelegt sein dem Spieler alle geplanten Inhalte bei Release zu servieren. Sollte der Spieler einen Nachschlag verlangen bestehen zwei Möglichkeiten: Sequel beziehungsweise Spin-Off oder DLC’s. Das Konzept darf nicht von Anfang an darauf ausgelegt sein möglichst viele DLC’s als zusätzliche Einnahmequelle zu missbrauchen. Die Ausnahme wäre natürlich ein Spiel welches in seinen Ausmaßen, sowohl Story als auch Spielwelt, so gigantisch ist, dass die komplette Produktion mehr kosten würde als der Verkauf für 60€ jemals wieder reinholen könnte, aber bisher gab es kein solches Spiel welches inhaltlich über genug „value„, eines dieser Verdammten Modewörter welches Entwickler in dem Zusammenhang gerne nutzen, verfügen welches den Preis von Grundspiel plus DLC’s rechtfertigt.
Aber glücklicherweise bekommen Entwickler und Publisher entsprechendes Feedback, und zwar nicht nur von mir. Der Blick in die Bewertungssektion von Evolve auf Steam lässt mich aufatmen und weckt in mir die Hoffnung, dass Gamer doch nicht alles fressen was man ihnen serviert.